Begleitung von trans Personen: zwischen Pathologisierung und Selbstbestimmung
Psychosomatisch-psychotherapeutisches Kolloquium
Die psychotherapeutische Begleitung von trans Personen ist oft eine dankbare Aufgabe: Menschen begleiten, die gegen erhebliche Widerstände den Mut erlangen, sie selbst zu sein und ihren individuellen Weg zu finden. Gleichzeitig ist diese Arbeit in besonderer Weise herausfordernd, denn das Spannungsverhältnis zwischen dem Stand der Wissenschaft und den gesellschaftlich breit vertretenen Annahmen über Geschlecht wirkt sich auf die therapeutische Arbeit mit trans Personen aus. Nach einer langen Zeit der Psychopathologisierung vollzieht die neue Diagnose «Geschlechtsinkongruenz» gemäss ICD-11 formal einen Paradigmenwechsel, der den Zugang zu medizinischen Behandlungen bedürfnisorientiert und nach evidenzbasierten Kriterien regelt. Im Rahmen dieses Vortrages werden wir diesen Paradigmenwechsel beleuchten und vor allem deren Implikationen für die heutige therapeutische Arbeit mit trans Menschen besprechen
Referent Marc Inderbinen
Marc Inderbinen ist Psychologe, angehender Humanistischer Psychotherapeut und Dozent. Seit über zehn Jahren setzt er sich bei verschiedenen non-profit Organisationen für die psychische Gesundheit von trans und non-binären Menschen in der Schweiz ein. Zwischen 2021 und 2024 konzipierte und leitete er die erste und bislang einzige psychologische Beratungsstelle für trans und non-binäre Menschen in der Region Basel bei der Aids-Hilfe beider Basel. Im Moment arbeitet er am Zentrum für Psychotherapie der Universität Basel, wo er trans und non-binäre Personen therapeutisch begleitet. Zusätzlich forscht und lehrt er an der Fakultät für Psychologie der Universität Basel, insbesondere zu Minderheitsstress und psychischer Gesundheit bei trans Menschen. Er leitet regelmässig Weiterbildungen und Supervisionen für Fachpersonen und publiziert in Fachzeitschriften zur psychotherapeutischen Arbeit mit trans Menschen. Seine Arbeit verknüpft Klinische Praxis, Forschung und Lehre mit aktivistischem Engagement für die Verbesserung der Gesundheitsversorgung von trans und non-binären Menschen.
Credits
Credit SAPPM und FSP beantrgt